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Die Praxis des Ainu-Walfangs in Hokkaidō

Traditioneller Ainu Tanz

Mein Forschungsprojekt untersucht die Ainu, Japans älteste indigene Gruppe, die auf der japanischen Nordinsel Hokkaidō leben. Dabei beschäftige ich mich mit der Frage, welche Beziehung zwischen Walen und Ainu herrscht und inwieweit diese eine Rolle für die kulturelle Identität der Ainu spielt. Es gibt verschiedene Bereiche, in denen Wale Einfluss auf das Leben der Ainu nehmen. Zum einen in der Religion der Ainu. Der Schwertwal wird als Gott des Meeres, repunkamuy, verehrt und wird um Schutz und Glück bei der Jagd gebeten und bei Jagderfolg gedankt. Andere Walarten, Funpe, werden zwar nicht als Götter verehrt, jedoch oft in Sagen und Erzählungen erwähnt. Sie boten als angespülte Driftwale eine äußert wertvolle Ressource für Ainu und als erlegte Beute standen sie für den Mut und die Kraft des Jägers. Ihr Fleisch diente als Nahrung, ihre Barten und Sehnen wurden für Werkzeuge und Schiffsbauten genutzt. Der Waltanz der Ainu verkörpert den Dank und das Glück, dass ein gestrandeter Wal für die Ainu bedeutet. Auch wenn er keiner der berühmteren Ainu-Tänze ist, ist er dennoch wichtig und wirft Licht in einen noch mit Schatten durchzogenen Teil der Forschung. Dadurch, dass es nur sehr wenige (aber dafür aussagekräftige) Hinweise zum Ainu-Walfang gibt und sich auch die Forschung in diesem Punkt spaltet, führte mich meine Forschungsreise in die Funka Region (Oshamanbe, Muroran, Shiraoi, Yakumo) um dort mit ExpertInnen über die Ainu und ihre Beziehung zu Walen zu diskutieren. Meine Forschungsreise erfolgte aufgrund der großzügigen, finanziellen Unterstützung des ZONTA-Clubs, bei dem ich mich noch einmal herzlich bedanken möchte.
Dabei zeigte sich auch deutlich wie die Ainu heute als Teil der japanischen Gesellschaft leben, welche Rolle dabei Institutionen wie Museen oder die UNESCO spielen und wie die Nachwirkungen die Kolonialgeschichte in Hokkaidō auf die Ainu auch heute noch spürbar sind.