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Zwischen Freizeit und Verpflichtung

Nowruz

Das iranische Neujahrsfest Nowruz
Nowruz kommt aus dem Persischen und bedeutet übersetzt „neuer Tag“. Der neue Tag ist der erste Tag des neuen Jahres. Es ist der Frühlingsanfang, den man am 20. oder 21. März zur Frühlings-Tagundnachtgleiche feiert. Der Moment, in dem die Erde eine Runde um die Sonne vervollständigt hat, in dem Augenblick beginnt auch der Frühling. Schon seit über 3000 Jahren zelebrieren dies Menschen im Iran, Afghanistan, Usbekistan, Indien und vielen anderen Ländern. Ursprünglich kommt das Nowruz-Fest aus dem Iran, folgt dem iranischen Sonnenkalender und steht in Verbindung mit der Religion des Zoroastrismus. Die allgemein monotheistische Religion entstand vor mind. 4000 Jahren im iranischen Kulturraum und prägt diesen noch immer, obwohl es nur noch wenige Anhänger gibt.

Die Bräuche rund ums Fest
So feiert man noch heute Nowruz und die damit verbundenen Bräuche und Traditionen werden noch immer auf die eine oder andere Art und Weise durchgeführt. Deswegen wurde das Fest im Jahr 2016 auf die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO gesetzt, nachdem es bereits im Jahr 2009 nominiert wurde. Zu den Bräuchen gehören beispielsweise das Aufstellen eines Haft Sin, eines Tisches mit verschiedenen Elementen, z.B. Knoblauch, Äpfeln und Kerzen, das Auftauchen von Haji Firuz, einem Menschen mit schwarz angemalten Gesicht und rotem Gewand, der tanzend den Frühling ankündigt und das am Mittwoch vor Nowruz ein Feuer gemacht wird, über das man drüber springt. Dabei singt man Lieder, in denen es darum geht, Kraft und Gesundheit vom Feuer zu bekommen. Es werden außerdem Werte vermittelt, wie Frieden, Toleranz und ein guter Umgang mit der Natur.

Meine Forschung
In Berichten über Nowruz wird zwar oft gezeigt und gesagt, wie wichtig das Fest für die Menschen ist, die es feiern, aber es wird selten auf eine persönlichere Ebene gebracht. Deswegen reiste ich für meine Forschung in den Iran, um vor Ort zu erfahren, was Nowruz den Menschen bedeutet.

Die Revolution
Dabei sollte man die Geschichte des Landes nicht außer Acht lassen, da es sich in den letzten 40 Jahren, seit der Revolution 1978/79, sehr verändert hat. Der Islam wurde zur Staatsreligion und muslimische Feiertage sind wichtiger geworden als die alten zoroastrischen. Dennoch hat Nowruz überlebt und wird im gesamten Land gefeiert, von manchen mehr und von anderen weniger. Auch gläubige Moslems freuen sich auf die Nowruzfeier und bei vielen Menschen liegt ein Koran auf dem Haft Sin. So wurde der Islam in das Fest integriert. So hat es Veränderungen gegeben, im Land wie auch in seinen Festen. Nowruz wurde sogar modernisiert, wie man mir sagte, und viele Bräuche werden kaum noch oder gar nicht mehr durchgeführt.

Tradition für die Jugend?
Während meiner Forschung habe ich mich besonders mit Jugendlichen beschäftigt und versucht herauszufinden, was Nowruz ihnen bedeutet, vor dem Hintergrund, dass sie in einer Gesellschaft mit vielen (ungeschriebenen) Regeln leben. Einst war der Iran das persische Großreich, das noch über viele andere Länder regierte. Heute ist es ein religiöser Staat, weshalb sich vermutlich viele Jugendliche nach Freiheit sehnen. Sie schauen z.B. gerne amerikanische Filme und Serien an oder posieren auf Instagram ohne Kopftuch.

Fazit
Nowruz ist ein Überbleibsel aus alten Zeiten, von denen ich nicht dachte, dass sie bei Jugendlichen so präsent wären, wie sie es sind. Bei der Forschung führte ich informelle Gespräche und semi-strukturierte Interviews, um ihren Gefühlen und ihren Gedanken zu Nowruz auf den Grund zu gehen und lernte dabei auch viel über das Leben im Iran. Die Jugendlichen sprachen offen darüber, was sie zu Nowruz empfinden und wie sehr es sich seit ihrer Kindheit für sie persönlich verändert hat. Die Aufregung, dass das neue Jahr kommt verschwindet, es ist nichts Besonderes mehr und dennoch bleibt dieses Gefühl der Nostalgie und die Gewissheit, dass endlich wieder Frühling ist.