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„Lokal, national, UNESCO?“ – Die Ernennung des Echten Mino-Japanpapiers zum Immateriellen Kulturerbe und ihre Bedeutung im regionalen und lokalen Kontext

Echtes Mino-Japanpapier

Das „Echte Mino-Japanpapier“ wurde im Jahr 2014 von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe ernannt. Dies geschah in einer Reihe mit zwei anderen Papieren, die als Erbe zusammengefasst den Titel „Washi, craftsmanship of traditional Japanese hand-made paper“ tragen. Das Programm des Immateriellen Kulturerbes ist dabei noch jung und wurde erst im Jahr 2003 als Übereinkommen verabschiedet. Gleichzeitig bekommt das Programm tendenziell weniger Aufmerksamkeit als die älteren Kategorien des Weltkultur- und Weltnaturerbes und trägt zudem auch nicht den Wortbestandteil „Welt-“ in sich.

Für das Handwerk lässt sich dabei ein Effekt ausmachen, der fast schon typisch für das Immaterielle Kulturerbe steht: Die jetzigen Handwerker haben Nachwuchsprobleme, die Produkte werden weniger als früher nachgefragt und das Handwerk steht vor großen Herausforderungen. In diesem Kontext ist es naheliegend, dass die UNESCO-Ernennung bei der Erhaltung helfen kann, doch steht offen, welche Rolle sie dabei spielen soll.

Durch die anfängliche Recherche hatte sich herausgestellt, dass die Ernennung zum Erbe nur einen Schritt in einer Reihe von Ernennungen darstellte. So war das Papier bereits im Jahre 1969 zum „Wichtigen immateriellen Kulturgut“ innerhalb Japans erklärt worden. Eine ähnliche Ernennung folgte 1985, als das Wirtschaftsministerium das Handwerk zum „Traditionellen Kunsthandwerk“ erklärte. Wie ist nun das Prädikat der UNESCO in diese Reihe einzuordnen? Als supranationale Organisation möchte man zuerst vermuten, dass die UNESCO an der Spitze dieser Zuschreibungen steht, doch ergab sich vor Ort ein anderes Bild.

In Gesprächen mit den Papierschöpfern sowie Wissenschaftlern vor Ort, einer Analyse der verfügbaren Dokumente und mehreren, kleinen Erkundungen in der Region des Mino-Japanpapiers konnte ich meiner Forschungsfrage nachgehen und interessante Erkenntnisse gewinnen, die oftmals außerhalb meines Erwartungsrahmens lagen. So war die UNESCO teilweise gar nicht groß bekannt und hatte deutlich weniger Anziehungskraft als zuerst gedacht. Ebenfalls hatten die nationalen Ernennungen andere Zuständigkeiten als die der UNESCO und die Situation vor Ort erwies sich als überaus vielschichtig. Wie genau dies alles vonstattenging, lässt sich im Forschungsbericht nachverfolgen.