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Tourismus-basierte Kommerzialisierung von UNESCO Welterbe als Grundlage für nachhaltige regionale Entwicklung: ambitioniertes Ziel oder Utopie?

Table Mountain National Park and Robben Island

Das UNESCO Welterbe Siegel ist nicht bloß eine Auszeichnung, sondern auch eine Verpflichtung, das ausgezeichnete Welterbe gemäß den Richtlinien und Anforderungen der UNESCO nachhaltig zu entwickeln.

Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Bereichen 'Tourismus-basierte Kommerzialisierung des Welterbes', 'Konservierung des Welterbes' und 'kommunale Entwicklung im Umfeld des Welterbes'.

Die augenscheinliche Zwiespältigkeit der Forderungen nach Kommerzialisierung einerseits und umfassender sozioökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit andererseits als grundlegendes Konzept des UNESCO Welterbestatus' hat mich stutzig gemacht. Ich wollte mehr darüber erfahren, ob und wie sich diese scheinbar widersprechenden, theoretischen Ansätze in praktische Maßnahmen zur langfristig-nachhaltigen Verbesserung, sowohl der Welterbestätten als auch der betroffenen Stakeholder umsetzen lassen und welche Probleme sich dabei für die Beteiligten ergeben.

Ist die Tourismus-basierte Kommerzialisierung von UNESCO Welterbe, als Grundlage für nachhaltige regionale Entwicklung, ein ambitioniertes aber realistisches Ziel oder lediglich eine Utopie? Welcher Maßnahmen bedienen sich die Manager der Welterbestätten, um dieses Ziel zu erreichen? Welche Probleme gilt es dabei zu überwinden? Und sind diese Maßnahmen wirklich nachhaltig, im Sinne der UNESCO?

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, habe ich eine 8-wöchige, explorative Forschung an den zwei UNESCO Welterbestätten - Table Mountain National Park und Robben Island - in Kapstadt, Südafrika durchgeführt.

Der Tafelberg Nationalpark (kurz TMNP) ist seit 2004, als Teil der "Cape Floral Region Protected Areas" offizielles UNESCO Welterbe, erfüllt die Kriterien 9 und 10 des "Outstanding Universal Values" und gilt als "hottest hotspot" für endemische Flora und Fauna. Er erstreckt sich über eine Fläche von etwa 221km² vom Norden Kapstadts bis zur Südwestspitze der Kap-Region. Innerhalb des Schutzgebietes befinden sich fünf der beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Landes - der Tafelberg, die Botanischen Gärten in Kirstenbosch (die einzigen Botanischen Gärten die je in eine Welterbe Nominierung aufgenommen wurden), die Pinguin-Kolonie am Boulders Beach, Cape Point sowie das Kap der Guten Hoffnung.

Es ist also kaum verwunderlich, dass der TMNP mit rund 4.2 Millionen Besuchern im Jahr zu den meistbesuchten Touristenattraktionen in Südafrika gehört.

Robben Island wurde bereits 1999 zum ersten UNESCO Welterbe in Südafrika erklärt und erfüllt die Kriterien 3 und 4. Die Insel liegt einige Kilometer nördlich vor Kapstadts Küste und blickt zurück auf eine lange und oft traurige Geschichte voll Not, Leid und Unterdrückung. Berühmt und berüchtigt ist die Insel vor allem wegen des Hochsicherheitsgefängnisses, in dem während der Apartheid viele bekannte politische Gefangene inhaftiert waren, unter ihnen Nelson Mandela, Jacob Zuma und Walter Sisulu. Robben Island ist nur mittels Fähre zu erreichen und stößt, mit rund 365.000 Besuchern im Jahr, bereits an seine aktuelle Grenze.

Beide Welterbestätten blicken auf mindestens 15 Jahre Management-Erfahrung im Sinne der UNESCO Konvention zurück und sind daher bestens vertraut mit den Potenzialen und Problemen, die mit der Implementierung der UNESCO Zielvorgaben einhergehen. Als eine der 'Top Tourismus Destinationen' der Welt, einer bis ins 19 Jahrhundert zurückgehenden Geschichte gezielter touristischer Entwicklung und gleich zwei international-renommierter UNESCO Welterbestätten bietet Kapstadt somit optimale Voraussetzungen im Hinblick auf meine Forschungsfrage.

Die explorative Forschung hat es mir ermöglicht, die Aktivitäten und Probleme der Stätten direkt vor Ort zu untersuchen und persönliche Interviews mit den zuständigen Managern der Welterbestätten, sowie der staatlichen Heritage-Institutionen zu führen.

Der Ablauf meiner Forschung hat sich dabei anders entwickelt, als zunächst erwartet und mir ganz klar gezeigt, dass praktische Forschung durch nichts zu ersetzen ist. Meine theoretischen und methodischen Ansätze haben sich, im Hinblick auf die individuelle Situation vor Ort, als unzureichend erwiesen und meine eher negativ-geprägten Thesen konnten, in vielfacher Hinsicht, widerlegt werden.

Insgesamt hat mich die Forschungsreise (bzw. die UNESCO Forschungsklasse als Ganzes), sowohl in fachlicher als auch persönlicher Hinsicht, nachhaltig geprägt und mich gleichzeitig mit neuen Tätigkeitsfeldern im Bereich nachhaltiger Entwicklung vertraut gemacht.