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„What are your favourite places in Melaka?“ - Leben in einem Weltkulturerbe

Melaka and George Town, Historic Cities of the Straits of Malacca

Die Stadt Melaka, an der Westküste Malaysias, diente als Schauplatz für viele historische Ereignisse und beherbergt dementsprechend viele Überbleibsel aus der kolonialen Geschichte dieses Gebietes, weshalb Melaka im Jahr 2008 als UNESCO-Welterbestätte aufgenommen wurde. Charakteristisch für die Stadt ist das multikulturelle Zusammenspiel europäischer und asiatischer Kulturen, das sich in Architektur, Musik, Essen, Tänze und religiösen Bauten widerspiegelt. Die sogenannte „Harmony Street“, in der sich eine Moschee, ein indischer sowie ein chinesischer Tempel befinden, wird oft als Aushängeschild für Melaka gesehen. In einem meiner Interviews beschrieb ein Mann die Straße wie folgt:

„You can see the Chinese temple, the Indian temple and then the Malay mosque. It is side by side. So people live in harmony here. The Indians, the Chinese and the Malay. […] Melaka is quite different from Malaysia. This is why people say if you visit Melaka, it is like you visit the whole of Malaysia.“

Die „Harmony Street“ ist auch in offiziellen Videos der UNESCO zu sehen, weshalb es für mich interessant war herauszufinden, ob dieses vermeintliche Aushängeschild der Stadt überhaupt eine Bedeutung im alltäglichen Leben der Bewohner hat und welche weiteren Orte den Menschen dort wichtig sind. Zudem wollte ich wissen, welche Minderheiten neben den Indern und Chinesen in Melaka leben und wie sie repräsentiert werden.

Im Feld arbeitete ich mit qualitativen Methoden wie der teilnehmenden Beobachtung, informellen Gesprächen, semi-strukturierten Interviews, free listings und pile sortings, wobei ich mich hauptsächlich auf die beiden letzten Methoden gestützt habe. Dabei habe ich 15 Souvenirverkäufer und 10 Hotelangestellte nach ihren fünf „favourite places“ befragt und diese gebeten, die genannten Orte der Beliebtheit nach von eins (beliebtester Ort) bis fünf anzuordnen. Genannt werden konnten einzelne Gebäude, Viertel, Straßen, Märkte, Restaurants etc. – vorgegebene Orte gab es derweil nicht. Abschließend verglich ich die ausgewerteten Daten des free listings und pile sortings mit den Materialien, die ich im Vorfeld meiner Forschung bezüglich der offiziellen Bewerbung der Stätte gesammelt hatte.

Als beliebte Orte wurden Viertel, andere Städte (im Bundesstaat Melaka), der örtliche Zoo, Parks, Malls und religiöse Stätten genannt. Die bereits erwähnte „Harmony Street“, genauer gesagt der chinesische Tempel, kam in der Auflistung jedoch nur einmal vor. Zudem wurden die historischen Stätten der Stadt wie etwa der Dutch Square, der das historische Zentrum Melakas bildet, nur von den Souvenirverkäufern als wichtig in ihrem alltäglichen Leben erachtet und als „favourite place“ gelistet. Den Kleinstunternehmern sind in erster Linie Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitparks sowie der Strand (Klebang) und die Strandpromenade (Ujong Pasir) wichtig; beliebtester Ort für beide Gruppen ist der Jonker Walk, eine Einkaufsstraße in China Town. China Town ist jedoch, wie die meisten der genannten Orte im free listing, von der offiziellen Werbung Melakas ausgeschlossen.

Melaka beherbergt vor allem koloniales bzw. europäisches Erbe, wodurch es für die Menschen vor Ort schwieriger ist, sich damit zu identifizieren. Der Versuch der Behörden malaiisches Kulturerbe zu bewerben wird nur mäßig angenommen und führt dazu, dass malaiisch geprägte Minderheiten überrepräsentiert werden, während die große chinesische und indische Minderheit ausgeschlossen bleibt.