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Tourismus am Hôryûji in Nara - Ist das Prädikat „UNESCO Weltkulturerbe“ förderlich?

Buddhist Monuments: Hôryû-ji Area

Japan zählt zur Zeit 20 UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbestätten. Diese Liste wurde in den letzten Jahren ständig erweitert. Jede neu aufgenommene Stätte wird in den Medien intensiv behandelt und alle scheinen eine große Rolle bei dem Versuch der Regierung zu spielen, die Anzahlt der Touristen im eigenen Land zu erhöhen.

Doch wie verhält es sich wirklich mit dem Prädikat „UNESCO Weltkulturerbe“ als Tourismusmagnet? Ist den Menschen überhaupt bewusst, dass sie eine Weltkulturerbestätte besuchen? Und ist dieses Wissen, wenn vorhanden, ausschlaggebender Faktor für die Entscheidung zum Besuch?

Diese Fragen habe ich versucht im beschaulichen Ikaruga, abseits der großen Touristenstädte Kyôto und Nara, zu beantworten.

In Japan scheinen Weltkulturerbe als Tourismusmagneten für Inlands- sowie Auslandstourismus zu dienen. Die hohe Zahl der Welterbestätten, aber auch die ständig zunehmende Zahl immateriellen japanischen Welterbes, und die damit einhergehende Berichterstattung in den lokalen Medien lassen darauf schließen, dass UNESCO Weltkulturerbestätten in der japanischen Öffentlichkeit als ein Prestigeobjekte wahrgenommen werden, das in erster Linie die Zahl der Touristen vor Ort erhöht.

Wie verhält es sich nun aber tatsächlich mit dem Prädikat „UNESCO Weltkulturerbe“ als Anreiz dafür, einen Ort in Japan zu besuchen? Dies wollte ich mit Hilfe einer Untersuchung am Hôryûji in der Stadt Ikaruga, unweit von Nara untersuchen. Der Hôryûji liegt etwas entfernt von etwaigen anderen touristischen Zielen und schien von daher geeignet, dass man aus spezifischem Interesse am Tempel hinfährt.

Das Weltkulturerbe der „Buddhist Monuments in the Hôryûji-Area“ wurde 1993 als eines der ersten japanischen in die Liste der UNESCO aufgenommen. Die Kriterien bezogen sich vor allem auf die Rolle, die der Hôryûji für die Einführung des Buddhismus in Japan gespielt hat, und das Alter der Holzbauten. Einige von ihnen stammen aus dem 8. Jahrhundert und zählen damit vermutlich zu den ältesten noch bestehenden der Welt.

Die gut 15ha große Fläche des Hôryûji umfasst zahlreiche Bauten. Von diesen können der östliche und westliche Tempelbezirk und die Galerie der Tempelschätze nur gegen eine Gebühr besucht werden, der Rest der Anlage ist frei zugänglich und dient Anwohner unter anderem als eine Art Park für Spaziergänge und sportliche Aktivitäten.

In einer Umfrage mit Hilfe von Fragebögen hat sich gezeigt, dass die meisten der Besucher wussten, dass der Hôryûji ein Weltkulturerbe ist. Ein Großteil verneinte jedoch die Frage danach, ob sie aus diesem Grund dort seien. Besonders bei den japanischen Befragten wurde das Wissen um den Status als Grundwissen angesehen. Sie hatten es aus der Schule und „Büchern“ erfahren, oder „wusste[n] es einfach“. Es zeigt sich also, dass dieses Wissen, wenn es überhaupt einen Einfluss auf die Entscheidung hat, den Hôryûji zu besuchen, zweitrangig ist.