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VIMBUZA: Kontroversen um einen Heiltanz - Lokale Entwicklungen seit der Anerkennung als Immaterielles UNESCO Erbe

Der Vimbuza Heiltanz - immaterielles UNESCO Kulturerbe

Der Ursprung des Heiltanzes ...

... ist ungesichert und verschiedene Quellen geben diverse Versionen der Entstehung des Tanzes an. Sicher ist, dass er in Zeiten der Kolonisation unterdrückt und bekämpft wurde. Für Missionare stellte der Tanz, bei dem vor allem Frauen nachts durch Tanzen mit den Spirits kommunizierten, die sie als Ursache vielfältiger Symptome betrachteten, eine Bedrohung des christlichen Glaubens an den heiligen Geist dar. Auch die Vertreter*innen der Schulmedizin und die Regierung betrachteten das Ritual lange Zeit als Gefahr durch die vermutete Nähe zur Hexerei (Witchcraft Act von 1911). Dieser Status schien sich erst durch die Benennung als eines von 90 Meisterwerken des oralen und immateriellen Erbes der Menschheit 2005 durch die UNESCO, grundlegend zu ändern.

 

In meiner Forschung ...

... wollte ich genau diesem Wertewandel durch internationale Verflechtungen um Zertifizierungspraktiken nachgehen. Bei meinem Vorgehen ließ ich mich angeregt durch phänomenologische Ansätze von Tim Ingold leiten, was mir ein vertieftes Eintauchen und Erleben der Vorgänge bei der Teilnehmenden Beobachtung ermöglichte.

Bei meinen Vorbereitungen auf meine Forschung ließ ich mich in Hypnosetechniken ausbilden, um ein Verständnis der Trance-Nutzung im Ritual zu gewährleisten. Zudem bot ich damit, zusammen mit meinem beruflichen Hintergrund als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, multiple Schnittstellen, um mit Informant*innen schnell vertrauensvolle Ebenen zu knüpfen.

Das ethnografische Filmen bewirkte nicht nur partizipativ mit den Informant*innen vorgehen zu können, indem sie maßgeblich entschieden was gefilmt wurde, sondern ermöglichte auch rückbezügliche Erklärungen.

Darüber hinaus ist das Medium Film ein sehr gutes Instrument, um Zuschauenden unmittelbar durch die wirkenden visuellen und auditiven Mittel ein Verständnis für ihnen fremde Vorgänge zu vermitteln. Dabei habe ich insgesamt den Anspruch die diversen Erzählstränge ohne lineare Argumentationslinie nebeneinander bestehen zu lassen, meine eigene Rolle und eventuellen Einfluss transparent zu gestalten, um Raum für eigene Interpretationen und Meinungsbildungen der Zuschauenden zu ermöglichen.

Meine verschiedenartigen Informant*innen erläutern selbst, wie sie die Haltungen zum Vimbuza wahrnehmen und Zusammenhänge verstehen, wobei dies aus der Perspektive von Betroffenen, Heilerinnen, Religionsvertreter*innen, und Expert*innen (z.B. Mitglieder des UNESCO Komitees) geschieht. Ergänzt wird es mit meinen Eindrücken, die ich während der Teilnahme an Ritualen und Zeremonien sammeln und aus meiner Sicht dokumentieren konnte.

Das Spektrum an Meinungen, ob Vimbuza als Kulturerbe zu schützen sei, obwohl es eine Heilpraktik ist, ob es trotz des Interesses von außen durch Institutionen wie die UNESCO aktuell überhaupt noch authentisch ist, ob Vimbuza nicht sogar eine Gefahr darstelle und der Schutz aufgehoben werden solle, versuche ich in meinem Film widerzuspiegeln.

Die diversen Haltungen und Wahrnehmungen führe ich in meinem Forschungsbericht weiter aus und thematisiere zudem, wie repräsentativ dieser Tanz für die Kultur Malawis gelten kann, obwohl er „eigentlich“ nur von einer Ethnie dieses multiethnischen Landes praktiziert wird.