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Australian Convict Sites

Die Australian Convict Sites -  ein seit 2010 von der UNESCO gelistetes Weltkulturerbe. Doch was sagt es über australisches Erbe tatsächlich aus? Als bedeutender Teil des Australian Heritage deklariert, fragten wir uns was genau denn Australian Heritage bedeutet. Mit Fragebögen, Interviewfragen und kognitiven Methoden bewaffnet, machten wir uns im Februar 2016 auf den Weg nach Tasmanien und Sydney.

Wir hatten die Möglichkeit vier der elf Sträflingsorte zu besuchen (Port Arthur, Female Factory, Cockatoo Island, Hyde Park Barracks) und mit den dortigen Mitarbeitenden und Besucher*innen zu arbeiten.

Den intensivsten Austausch hatten wir in den Hyde Park Barracks, einem heutigem Museum, welches sich aus einer Sträflingsanstalt, einem Asylort und daraufhin einer Kanzlei entstanden ist. Um die Ergebnisse aus diesem Aufenthalt soll es in dem verlinkten Auswertungsbericht gehen. Der Fokus der Arbeit liegt auf einer emischen Definition von Australian Heritage. Die verschiedenen Perspektiven, die Vergleichbarkeit bieten sollen, stammen von den Mitarbeitenden des Museums, von nationalen und internationalen Besucher*innen der Stätte und aus unseren eigenen Beobachtungen, sowie aus öffentlichen Statements der UNESCO und der australischen Regierung.

Unsere teilnehmenden Beobachtungen offenbarten eine starke Unterrepräsentation bzw. eine beschönigte/ sehr positive Darstellung der indigenen Geschichte. Da auch die UNESCO World Heritage List keine Aborigine-Stätten in Australien listet, wunderten wir uns, was dann von Australier*innen als Heritage verstanden wird. Wir vermuteten einen großen kolonialen Schwerpunkt, der sich bereits im Museum widergespiegelt hatte. In den Interviews wurde diese These zunächst stark unterstützt. Viele Mitarbeitende sprachen von dem zweihundert Jahre altem australischem Heritage, das sich also ausschließlich auf weiße Kolonialgüter beziehen kann. Warum diese Sichtweise vorwiegend geschildert wurde ist unterschiedlich begründet worden. Auf der anderen Seite taten sich alle Befragten schwer eine kohärente Definition zu liefern und sprachen häufig von der Fluidität und Varianz von Heritage.

Interessanterweise konnten wir einen distinkten Blickwinkel bei den Besucher*innen erkennen, als es nicht um eine Definition, sondern um Beispiele für Australian Heritage ging. Beim Free Listing, einer spannenden Methode aus der kognitiven Ethnologie, sollten die Teilnehmenden alle Beispiele aufschreiben, die ihnen zu Australian Heritage einfielen.

Genauer wurde nach kulturellen Praktiken, Stätten und Objekten gefragt, die als wichtig für australisches Heritage antizipiert werden. Dabei wurden neben Naturobjekten und Landschaften vornehmlich Kategorien wie ‚aboriginal arts‘ u.ä. genannt, Diese Diskrepanz zwischen Interviewaussagen und Besucherumfragen, wollten wir durch ein an die Free-Listing-Ergebnisse anschließendes Pile Sorting verstehen. Hier wurden die zehn häufigsten frei gelisteten Ergebnisse auf Karten ausgedruckt, die dann von einer neuen Personengruppe im Museum nach Wichtigkeit geordnet werden mussten. Die Rohdaten werteten wir nach der Prioritätsverteilung und der Absoluten Häufigkeit aus. Bei der absoluten Häufigkeit differenzierten wir dann zwischen nationalen und internationalen Besucher*innen und erhielten so eine durchschnittliche Priorisierung der zehn Heritage-Nennungen (Sydney Opera House, Australian Convict Sites, Uluru (Ayers Rock), Great Barrier Reef, Boomerang, Didgeridoo, Kangaroo, BBQ, Migration, Surfing). In dem hier eingefügten Video findet sich der Großteil der gelegten Anordnungen. Im Hintergrund hören Sie Audiodateien, die im Hyde Park Barracks Museum in Dauerschleife abgespielt wurden.

Wir sind uns bewusst, dass wir unsere eigenen Erwartungen und Hintergründe mit in Forschung mit einfließen haben lassen und versuchen dies in der Interpretation reflektiert zu beachten. Um herauszufinden, welche Rolle die UNESO-Listungen in unserer Feldforschung spielte und zu welcher Definition wir eigentlich genau kommen, empfehlen wir Ihnen wärmstens den beigefügten Bericht zu studieren.