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UNESCO-Weltkulturerbestätten als Mittel für sozio-ökonomische Entwicklung

Rock-Hewn Churches, Lalibela

Lalibela oder Neu-Jerusalem liegt etwa 650 Kilometer nördlich von Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens. Lalibela entstand im 12. Jahrhundert nach dem Zusammenbruch des Reichs von Aksum.

Kaiser Lalibela, nach dem der Ort benannt wurde, war einer der wichtigsten Kaiser der Zagwe-Dynastie. Nachdem Jerusalem von Muslimen erobert wurde und Pilgerreisen zu gefährlich wurden, ließ er zwischen dem 12.-13. Jahrhundert elf monolithische teils semimonolithische Felsenkirchen erbauen, welche jeweils bis zu 800 m² groß und zehn Meter hoch sind.

Die Kirchen zählen zu den größten von Menschen geschaffenen monolithischen Strukturen der Welt. Sie dienen heute noch immer ihrem ursprünglichen Zweck und werden von orthodoxen Pilgern aufgesucht. Des Weiteren werden täglich Messen und andere Zeremonien abgehalten.

1978 wurden die Felsenkirchen von Lalibela als UNESCO Welterbe anerkannt.

Als Folge des Wachstums der globalen Tourismusbranche müssen sich touristische Ziele von Konkurrenten unterscheiden, um Besucher zu gewinnen. Eine Option für historische, kulturelle und natürliche Stätten ist das Label der UNESCO-Weltkulturerbestätte. Laut der UNESCO sollte eine Weltkulturerbe-Labelung nicht nur zu einer Zunahme des Tourismus führen, sondern auch die lokale Volkswirtschaft stärken. (The World Heritage Convention, 2013).

Die wirtschaftlichen Effekte eines UNESCO Labels sind nicht abzustreiten, denn UNESCO Welterbestätten tauchen in vielen Touristenführern und Reiseempfehlungen auf und werden beworben.

Doch lässt sich dieser wirtschaftliche Effekt in der lokalen Bevölkerung nachweisen oder beschränkt er sich auf den Verwalter der Stätte, in dem Falle die Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche? Beeinträchtigt der Tourismus die Ausübung der Religion? Kommt es zur Störung der Ausübung lokaler Gläubige, Priestern und den angereisten Pilgern? Trägt der erhöhte Tourismus zur Bedeutungsänderung der Stätte vom spirituellem und sozialen Nutzen hin zu einem ökonomischen Nutzen bei?

Zur Beantwortung meiner Fragestellung erstellte ich Fragebögen für die lokale Bevölkerung und führte semi-strukturierte Interviews mit Priestern. Um im gegebenen Rahmen repräsentable Ergebnisse durch die Fragebögen zu erhalten, habe ich versucht verschiedenste Erwerbstätigkeiten lokalen Bevölkerung abzudecken, wie z.B Guides, Wachen, Restaurantbesitzer, Souvenierverkäufer*innen und Hotelmananger. Des Weiteren ergänzen informelle Gespräche mit Guides, Hotelmanagern und Touristen und teilnehmende Beobachtungen zur Analyse vom Touristenverhalten meine Ergebnisse.

Aus den informellen Gesprächen ging vorallem hervor, dass nicht nur die Low-Season für das geringe Aufkommen von Touristen verantwortlich ist, sondern vorallem der State of Emergency. Dadurch konnte ich leider weniger teilnehmende Beobachtungen machen, als geplant und gehofft. Der Wunsch nach mehr Tourismus in allen Seasons wurde jedoch in den Interviews und informelle Gesprächen betont, sowohl von der Bevölkerung als auch von den Priestern. Dabei wird vorallem die ökonomische Entwicklung in den Vordergrund gestellt.