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Hat das Label UNESCO-Weltkulturerbe Einfluss auf Touristen bei ihrer Entscheidung nach Petra zu kommen?

Petra

Im Süd-Westen von Jordanien, inmitten einer Wüste aus Steinen, Felsen und Gebirge liegt eine antike Stadt versteckt - die Felsenstadt Petra. Auf 20 Quadratkilometern sind tausende Höhlen, Ruinen, Säulen, Grabkammern und weitere Gebäude in die hohen, imposanten roten Felsen geschlagen. Die ersten Spuren von einer Besiedlung der Stadt führen in das neunte Jahrtausend vor Christus zurück. Doch die Blütezeit der Felsenstadt war im 2. Jahrhundert vor Christus. Das Volk der Nabatäer aus Zentralasien siedelte sich dort an und errichtete zu der Zeit die bedeutendste Handelsstadt des antiken Orients. Die monumentale Größe der Felsenstadt ist mit der Größe von Manhattan zu vergleichen und ist, als weiteren Vergleich, halb so groß wie Paris.

Am 6. Dezember 1985 wurde die Felsenstadt Petra in die Liste der UNESCO-Weltkulturerben aufgenommen. Es fand ein Wandel statt - die Bekanntheit der Kulturstätte nahm zu und der Tourismus veränderte sich. Wie schaut es heute um das Jahr 2016 aus? Ist die UNESCO und ihre Auszeichnung für die Kulturstätte ein Marketinginstrument und beeinflusst die Entscheidung der Touristen nach Petra zu kommen oder ist es einfach ein beliebtes Reiseziel für historisch begeisterte Touristen?

Aufgrund der Stärke und Bedeutung der Marke, ist nicht daran zu zweifeln, dass der UNESCO-Titel bis zu einem gewissen Grad als Marketing-Instrument dient und damit den Wert und die Bekanntheit der Stätte erhöht. Doch soll die Auszeichnung nicht nur als Marketing-Instrument verstanden werden, betont Dieter Offenhäußer, stellvertretender Generalsekretär und Pressesprecher der Deutschen UNESCO-Kommission in einem Interview vom Juni 2012 anlässlich des 40. Jubiläums der Welterbe Konvention:

"Das UNESCO-Label hat einen weltweit unbestrittenen Marktwert, der sich für den Tourismus auszahlt - ideell und finanziell. Welterbe Stätten sind in allen Reiseführern dieser Welt verzeichnet. Der UNESCO-Titel bringt nicht nur zusätzliche Besucher, sondern auch Gäste aus zum Teil sehr fernen Regionen der Erde. Niemand sollte jedoch die UNESCO-Auszeichnung ausschließlich als Marketing-Instrument missverstehen."

Die Organisation möchte sich im Hintergrund halten und den Schutz und den Erhalt der Kulturstätte in den Fokus stellen und nicht mit Werbung und Marketingstrategien auf ihre eigene Organisation aufmerksam machen.

Um meine Forschungsfrage beantworten zu können, habe ich vor Ort verschiedene Methoden angewendet: eine Stakeholderanalyse vom Umfeld und der Kulturstätte, informelle Gespräche mit Guides und Restaurantbesitzer, ein Interview mit einem Reiseunternehmer und Fragebögen für Touristen.

Bei der Stakeholderanalyse habe ich in der Kulturstätte zwei Plakate mit dem Logo der UNESCO entdeckt, sonst an keiner anderen Stelle.Bei der Frage, ob diese Information Einfluss bei ihrer Entscheidung nach Petra zu kommen, hatte, antworteten von 30 befragten Touristen 28 Besucher mit Nein. Und sie wären auch alle nach Jordanien gereist, um die Felsenstadt zu erkunden, wenn es nicht zu den UNESCO Weltkulturerben gehören würde. Die Ausnahme der 30 befragten Touristen waren zwei Flugbegleiterinnen aus Deutschland, die die Frage mit Ja beantworteten. Sie hatten nur einen Aufenthalt von einem Tag und konnten diesen frei gestalten. Über das Internet hatten sie sich kurz zuvor über alle Sehenswürdigkeiten und Kulturstätten in Jordanien informiert. Obwohl es für sie nicht relevant ist, ob diese zur UNESCO gehören, hat dieser Faktor dieses Mal ihre Entscheidung beeinflusst. Aufgrund der begrenzten Dauer haben sie sich für den Besuch von Petra entschieden, weil diese die Auszeichnung der UNESCO trägt und dadurch die Kulturstätte noch interessanter wurde. Es ist zu erkennen, dass das Zusammenspiel der beiden Faktoren, die begrenzte Zeit und die Auszeichnung der UNESCO, die Entscheidung der Flugbegleiterinnen nach Petra zu kommen, beeinflusst hat.

So ist mein Eindruck, dass sich die UNESCO für den Schutz und den Erhalt der Weltkulturerbe Petra kümmert, diese vor negativen Einflüssen von Menschen und Umwelt schützt und nicht mit zahlreichen Logos oder Marketingstrategien die Werbetrommel rühren will und, dass die Touristen Petra besuchen, weil es einfach ein beliebtes Reiseziel ist.