Historisches Kyôto: Kinkaku-ji / Rokuon-ji
Japan wird Gastgeberland der Olympischen Spiele im Jahr 2020. In diesem Kontext verfolgt Premierminister Shinzo Abe derzeitig das Ziel, den Tourismus im Land anzukurbeln. Laut Zahlen der Japan National Tourist Organisation, konnte Japan bereits im Jahr 2015 die Rekordzahl von 19,73 Millionen Touristen verzeichnen, was einen Anstieg um 47,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2014 bedeutet. Doch was bedeuten diese in die Höhe schießenden Zahlen für den Alltag des Landes? Was geschieht an den spirituellen Orten der religiösen Meditation, um die es sich bei vielen der beliebtesten Touristenhotspots eigentlich handelt? Ist es das Interesse am Buddhismus oder etwas anderes, das die Besucher an kulturell bedeutsame Stätten wie Tempel und Schreine lockt? Ist es bei einem solchen Ansturm noch möglich, den Buddhismus vor Ort zu vermitteln?
Um der Korrelation von Buddhismus und Tourismus auf den Grund zu gehen, diente mir der sogenannte Kinkaku-ji 金閣寺 in Kyôto als Forschungsobjekt, der bereits im Jahr 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Es handelt sich dabei um einen buddhistischen Tempel, der auch unter dem Namen „Goldener Pavillon“ bekannt ist und eines der beliebtesten Fotomotive aus der geschichtsträchtigen ehemaligen Hauptstadt Japans darstellt.
Meine Untersuchungen ergaben, dass das geschichtliche und religiöse Interesse am Tempel unter den Touristen gering ist und dass er weitestgehend auf den symbolischen Wert einer „typisch japanischen“ Fotokulisse reduziert wird. Ferner wird der Buddhismus vor Ort in Form von Andenken kommerziell vermarktet, was den Kinkaku-ji zu einem Element wirtschaftlicher Soft-Power werden lässt.