zum Inhalt springen
Auswirkungen der Nichtbeachtung von "Living Heritage" am Beispiel der Weltkulturerbestätte Hampi, Indien

Group of Monuments at Hampi

Obwohl der Glanz der einstigen Hauptstadt des Vijayanagar-Königreichs längst verblasst ist, hat Hampi an seiner Attraktivität nichts eingebüßt. Neben zahlreichen Pilgern zieht der Ort eine Großzahl von in- und ausländischen Besuchern an, die untergebracht und versorgt werden wollen. Das haben sich viele Bewohner des kleinen Ortes zu Nutzen gemacht und haben sich seit den 90er Jahren vermehrt dem Tourismussektor zugewandt. Diese Entwicklung hatte zur Folge, dass sowohl Teile der historischen Gebäudekonstruktionen als auch Teile der historisch und mythologisch relevanten Landschaft unerlaubterweise bebaut und kommerziell genutzt wurden. Diese Art der Nutzung steht jedoch im Gegensatz zu den Konservierungsplänen der UNESCO und der lokalen Verwaltung des kulturellen Erbes, sodass 2011 erstmals Teile des Bazars und des Virupapura Gaddi geräumt wurden.

Bei dem Entschluss eine Vielzahl von Unterkünften und Restaurants abzureissen, scheint das Konzept von "living heritage" nicht berücksichtigt worden zu sein. Es basiert auf dem Verständnis, dass der Mensch ein Teil des kulturellen Erbes ist und jene, die besonders stark von ihm abhängig sind, ein größeres Mitspracherecht bei der Konservierung und Verwaltung sowie Interpretation und Nutzung des kulturellen Erbes erhalten sollten. Auf der Grundlage dieses Konzepts sollen die Bewohner einer Welterbestätte mehr Agency erhalten. Meine Feldforschung beruht auf der ursprünglichen Annahme, dass der Bevölkerung im Falle der Räumungen von Hampi kein Mitspracherecht zugesprochen wurde. Als zentrale touristische Punkte scheinen die betroffenen Gegenden zu lukrativ, als dass sie freiwillig aufgegeben wurden. Vor dem Hintergrund dieser Hypothese lag der Fokus meiner Forschung zunächst auf den Auswirkungen der Räumungen auf die betroffenen Anwohner und wurde im Verlauf der Forschung an die Gegebenheiten vor Ort angepasst.

Obwohl die Beteiligung der Bewohner an dem Entschluss die Räumungen durchzuführen nicht geklärt werden konnte und auch keine sonstigen Verantwortlichen explizit benannten werden konnten, ist mit Hilfe zahlreicher informeller Gespräche und einiger Interviews mit betroffenen Anwohnern ein Bild entstanden, das anhand von zwei deskriptiven Fallbeispielen die indiviuellen Umstände und Folgen der Räumungen aufzeigt. Gleichzeitig traten weitere Themenbereiche wie z.B. Landrechte und lokale und regionale Machtverhältnisse in den Fokus, die ohne eine praktische Auseinandersetzung mit dem Thema nicht direkt ersichtlich gewesen wären.