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Forgive but never forget. Der Beitrag Robben Islands zum Versöhnungsprozess in Südafrika

Robben Island

Robben Island liegt in der Tafelbucht im Atlantik, ungefähr 12 Kilometer vor Kapstadt. Die ehemalige Gefängnisinsel wurde aufgrund ihres symbolischen Wertes im Jahr 1999 zur UNESCO Weltkulturerbestätte ernannt. Sie steht für den Triumph des menschlichen Geistes, der Demokratie und der Freiheit über Unterdrückung und Rassismus. Während der Zeit der Apartheid galt die Insel als berüchtigtes Gefängnis für politische Gefangene, wie zum Beispiel Nelson Mandela, Robert Sobukwe oder Walter Sisulu. Allerdings blickt Robben Island auf eine sehr vielschichtige und über 500 Jahre alte Geschichte zurück. Nicht nur während ihrer Nutzung als Hochsicherheitsgefängnis wurde die Insel oft mit Kummer und Verzweiflung assoziiert. Die Bedingungen, die dort herrschten, waren oftmals menschenunwürdig und die Gefangenen wurden unzureichend versorgt. Ihr menschlicher Geist konnte trotz der widrigen Bedingungen nicht gebrochen werden und die Gefangenen bildeten eine starke Gemeinschaft untereinander. Sie erhielten ihre Würde gegenseitig aufrecht und kämpften unentwegt für eine gerechte Gesellschaft, die auf den Grundsätzen der Gleichheit und der Achtung der Menschrechte beruht. Nach seiner Haftentlassung 1990 betonte Nelson Mandela, dass das neue Südafrika auf Versöhnung aufgebaut werden würde und dass das Land allen gehört, die dort leben. So setzte er die Wahrheits- und Versöhnungskommission ein, deren Vorsitz Erzbischof Desmond Tutu führte. Die Kommission sollte politisch motivierte Verbrechen während der Zeit der Apartheid aufklären, Opfer entschädigen und zudem Angeklagten Amnestie zusagen, wenn sie ihre Taten vollständig zugaben. Ziel war die Versöhnung mit den Tätern sowie ein möglichst vollständiges Bild von den Verbrechen, die während der Apartheid verübt wurden. Für mein Forschungsprojekt im Rahmen der Forschungsklasse Welterbe habe ich mir im Vorfeld die folgende Forschungsfrage überlegt: Welchen Beitrag leistet die Welterbestätte Robben Island zum Versöhnungsprozess in Südafrika? Mit insgesamt vier meiner Forschung zugrundeliegenden Hypothesen, welche belegt beziehungsweise widerlegt werden konnten, bin ich ins Feld gegangen. Die erste Hypothese lautet, dass der Welterbestatus Robben Islands zum Versöhnungsprozess in Südafrika beiträgt. Als Gegenhypothese dazu habe ich formuliert, dass Robben Island eher eine Touristenattraktion als ein Beitrag zum Versöhnungsprozess ist. Darüber hinaus habe ich die Hypothese aufgestellt, dass mehr ausländische Touristen als Südafrikaner Robben Island besuchen. Die letzte Hypothese lautet, dass Nelson Mandela als Besucher-Magnet wirkt. Um mich der Forschungsfrage anzunähern, habe ich mich methodisch für Experteninterviews, informelle Gespräche sowie Museumsrecherche entschieden. Meine Gesprächspartner habe ich überwiegend im Umfeld der Welterbestätte gefunden, wie beispielsweise im Robben Island Museum oder auf der Fähre zur Insel. Weitere Gesprächspartner konnte ich in verschiedenen anderen Museen ansprechen. Eins der Experteninterviews führte ich mit einer jungen Südafrikanerin, die auf Robben Island die Busführung leitet. Während meiner dreiwöchigen Forschungsreise nach Südafrika konnte ich einige Ergebnisse zusammentragen, durch die ich die aufgestellten Hypothesen überprüfen und letztendlich die Forschungsfrage beantworten konnte. Darüber hinaus habe ich durch den Aufenthalt in Kapstadt und die Interaktion mit Südafrikanern sowie ausländischen Touristen einige Erfahrungen sammeln und Eindrücke gewinnen können, die die Forschungsfrage nicht unmittelbar betreffen, aber dennoch in meinem Forschungsbericht anklingen werden.